Kloster Schäftlarn – Isarhochufer – Mühltal – Tourbericht vom 02. Februar 2020

Trotz bescheidener Wettervorhersage findet sich ein wild entschlossenes, kleines Trüppchen am späten Vormittag an der berühmten Benediktiner-Abtei Schäftlarn ein. Hundemenschen sind ja in der Regel wetterfest. Wir verzichten somit auf kulturhistorische Sehenswürdigkeiten und starten gleich nach der Begrüßungsrunde zu Fuß in Richtung Isar. Dafür werden wir heute reichlich belohnt, denn bis auf wenige Tropfen zu Beginn bleibt es trocken – zumindest von oben ? Außerdem ist außer uns kaum jemand unterwegs!

Ca. 100 Meter gilt es ohne Fußweg zu überbrücken – ohne Verkehr ein Kinderspiel

Die ersten paar hundert Meter laufen wir parallel zur Straße auf dem Fußweg. Die Hunde kennen sich nicht und bleiben zunächst an der Leine bei ihren Zweibeinern. Das gibt ihnen ausreichend Gelegenheit, die jeweils unterschiedlichen Individualdistanzen zu wahren, die anderen zu beobachten, Duftmarken zu hinterlassen, ihre Nasen einzusetzen und sich als soziale Gruppe zu finden ohne direkt Kontakt aufzunehmen. Sie erfahren so, dass ihre Menschen bei ihnen sind und für sie als Ansprechpartner zuständig bleiben. Aus meiner Erfahrung ein idealer Anfang für ein achtsames und entspanntes Miteinander im weiteren Verlauf des Tages ???? Gerade für Hunde, die Spielgruppen oder Hundewiesen gewohnt sind (wo Hundehalter oft passiv rumstehen und plaudern, während die Hunde meist wild durcheinander toben und „alles unter sich regeln“ ?) ist das ein ganz neues Erlebnis. Auf diese Weise erfahren sie Sicherheit in Form von aktiver Führung durch ihre Menschen und damit Schutz und Orientierung – im Prinzip alles, was ein Hundeherz begehrt! Selbst Hunde (und Menschen), für die Hundebegegnungen im Alltag eher stressig sind, lernen schnell, in Anwesenheit anderer Hunde gelassen zu bleiben.

Schnaufend erklimmen wir die 150 Höhenmeter hinauf zum Isarhochufer, direkt vorbei an der Villa Gletscherblick. Hier wurden 1971 einige Szenen des Films „Cabaret“ mit Liza Minelli gedreht, der immerhin 8 Oscars gewann. Und dann endlich heißt es: „Leinen los!“

Fast könnte man meinen, die vier kennen sich schon länger. Selbst unser „Rühr-mich-nicht-an“-Clooney ist diesmal gleich vorne mit dabei. Paula und der jugendliche Labbi Bilbo versuchen sich an einer kurzen, energiegeladenen Rennsequenz, lassen sich von mir jedoch schnell wieder stoppen. Hier gibt es nichts zu klären, wir laufen einfach alle gemeinsam als Gruppe in ruhigem Tempo in dieselbe Richtung. Alle Hunde halten von sich aus einen überschaubaren Radius ein – o.k., der Zaun zu beiden Seiten des Weges bietet uns optimale Unterstützung – und sie orientieren sich immer wieder auch zurück zu ihren Menschen. Wirklich ein Traum!

Bilbo hat mich übrigens schwer beeindruckt. Ich gebe offen zu, dass ich kein sonderlich großer Labrador-Fan bin und bislang echte Vorurteile hegte: groß, ungebärdig, distanzlos, grobmotorisch, verfressen, meist unerzogen und mir viel zu aufdringlich …. Bilbo hat mich tatsächlich eines Besseren belehrt und gezeigt, dass es auch gänzlich andere Vertreter seiner Rasse gibt! Er hat uns alle total begeistert – überaus sanft und rücksichtsvoll gegenüber den Kleineren, stets an Paula und seinen Menschen orientiert und trotz seines jugendlichen Alters absolut wohl erzogen ? – einfach ein toller Kerl, den wir jederzeit gerne wieder mit dabei haben … natürlich gemeinsam mit seinen überaus sympathischen Menschen ?

Der Wiesenweg führt uns entlang weitläufiger Weiden durch das idyllische Örtchen Beigarten: ein paar Gehöfte mit Hofhunden, wenige Wohnhäuser, ein Hofladen und eine winzige Kapelle gruppieren sich um das Gut der Stadt München. Hier wird seit 1989 ökologisch gewirtschaftet und die Vielfalt der Landschaft gepflegt: Hecken, Brachflächen, Wiesen u.a. erfreuen das Wanderherz und bieten zahlreiche natürliche Lebensräume. Die vier Hunde von klein (Bolonka) bis groß (Labrador) haben großen Spaß unterwegs und genießen sichtlich den Freilauf und das Miteinander.

Wir queren den Golfplatz und erblicken in der Ferne einige schneebedeckte Alpengipfel. Durch einen kleinen Wald kommen wir vorbei an einem Einzelgehöft – hier laufen Hühner und Gänse noch frei herum und die Welt scheint völlig in Ordnung. Selbst unsere Hunde betrachten das Federvieh total gelassen – o.k., vorsichtshalber haben wir sie mal angeleint.

Wenige hundert Meter weiter steigen wir schon wieder ab zum Isarkanal am Stauwehr (mit der großen Bootsrutsche) und stärken uns mit Kuchen und Getränken. Trotz unserer vier nassen und schmutzigen Begleiter werden wir im Gasthof Mühltal aufs beste ver- und umsorgt. Sicherheitshalber haben alle Decken dabei, damit der Holz- und Teppichboden nicht allzu sehr in Mitleidenschaft gezogen wird! Es geht doch nichts über eine gute Tour-Vorbereitung und hundefreundliche Gastwirte ? Gut erholt geht es anschließend auf dem Deich des Isarkanals zurück – stets den schneebedecktem Herzogstand im Süden vor Augen. Bilbo ist als leidenschaftlicher Wasserhund absolut beglückt und kann vom Baden im Kanal gar nicht genug bekommen ?. Die Schwäne sind ihm dann aber doch etwas suspekt.

Auf der Tour begleitet uns übrigens als zweite Fachkraft meine liebe Kollegin Anne Treutler, die als Heilpädagogin tiergestützt in einer Hundetagesstätte in München tätig ist.

Ein Highlight für die Hunde ist die abschließende Rast auf einer naturbelassenen Kiesbank der Isar. Nicht nur die Vierbeiner haben ihren Spaß am und im Wasser ???

Nass und zufrieden dürfen die Hunde sich im Auto ausruhen und trocknen, während wir Zweibeiner im Gasthaus zum Bruckenfischer einkehren. Neben dem superleckeren Essen sammeln wir gleich Ideen und Wünsche für neue Touren und Erlebnisse, die wir ins Programm nehmen könnten (Schneeschuhtour, leichte Bergtour mit Gondelfahrt, Kanutour, Lagerfeuer, Schlittenfahren…. ). Ihr dürft also gespannt sein!

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.