Um diese Jahreszeit dreht sich in der öffentlichen Wahrnehmung alles um Weihnachten und Nikolaus, Einkaufen und Geschenke. Davon bleiben auch unsere Vierbeiner nicht verschont. Nicht nur in Prospekten und Anzeigen für Tierfutter und -zubehör, auch in privaten Posts, Grußkarten und Illustrationen sieht man allerorten Hunde mit Nikolausmützen oder gar im kompletten Weihnachtsdress. Das sieht zweifelsohne total niedlich aus und rührt viele Menschen an.
Ich gebe offen zu, dass ich in dieser Hinsicht bislang auch verführbar war. Zum ersten Weihnachtsfest von Paula gab‘s ein Elchgeweih ? Damit schaffte sie es sogar in das Weihnachtsgrußvideo mit den Verlags-Kollegen.
Wer bei dem Video und auch dem Geweihfoto genau hinsieht, merkt, dass Paula „absolutely not amused“ war und nur des Futters wegen halbwegs still hielt ? Das ist auch mir nicht entgangen und dennoch habe ich es von ihr eingefordert. Unsere Hunde sind von Natur aus nunmal so gestrickt, dass sie sich anpassen und vieles einfach mitmachen – sogar wenn es Ihnen missfällt.
Im Jahr darauf ergatterte ich für ein paar Euro sogar ein komplettes Weihnachtsmannkostüm für Hunde inkl. Mütze und Schal. Klar fand sie auch das keinesfalls so lustig wie wir, ließ sich mit viel Leckerli jedoch auf das kurze Foto-Shooting vor dem Weihnachtsbaum ein.
Man muss dazusagen, dass Paula ein extrem sensibler und feinfühliger Hund ist, der auch das Geschirr oder den Fleecepulli im Winter nur äußerst ungern trägt. Schon wenn ich diese nur in die Hand nehme, zischt sie ab und ist nur mit nahrhafter Bestechung überhaupt zum Anziehen zu bewegen. Aber genau diese Sensitivität liebe ich an ihr!
Wenn ich heute darüber schreibe, schäme ich mich fast. Warum? Was hat sich verändert? Im zu Ende gehenden Jahr hat sich die Beziehung zwischen Paula und mir sehr stark intensiviert. Die monatelange gemeinsame Arbeit mit- und aneinander (Erziehung und Training) trägt Früchte und hat uns zu einem echten Dream-Team zusammengeschweißt. Wir können uns in jeder Situation aufeinander verlassen! Ich habe mir viel kynologisches Fachwissen über die natürlichen Bedürfnisse und das Ausdrucksverhalten von Hunden angeeignet und kann sie und andere Hunde heute wesentlich besser „lesen“ und ihre Sicht auf die Welt nachvollziehen. Im Rahmen meiner tiergestützten Aktivitäten habe ich viel konzeptionell und didaktisch gearbeitet, um Kindern nahe zu bringen, dass Hunde eigenständige Lebewesen sind, die mit Respekt zu behandeln sind und deren Bedürfnisse geachtet werden müssen, um Beißunfälle und artübergreifende Missverständnisse zu vermeiden. Dazu gehört auch, dass man mit Hunden zwar spielen und viel Spaß haben kann, sie aber keinesfalls als Spielzeug oder Puppe betrachten darf. Das stimmte mich im Bezug auf das Weihnachtsthema sehr nachdenklich…. ? Wie kann ich von den Kindern etwas verlangen, was ich selbst nicht lebe? Und warum zwinge ich meinem Hund etwas auf, was für ihn völlig sinnfrei und zudem unangenehm ist? Ist es mir das wirklich wert, sein Vertrauen aufs Spiel zu setzen?
Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast.
Antoine De Saint-Exupéry (Der kleine Prinz)
Ich möchte meinen Hund achten und als eigenständiges Wesen respektieren in all seinen Bedürfnissen und Grenzen. Ebenso wie ich erwarte, dass er meine Bedürfnisse und Grenzen respektiert und wahrt. Als sein Mensch bin ich für sein Wohlergehen und sein Wohlbefinden verantwortlich. Und ich habe mir sein Vertrauen hart erarbeitet, indem ich mich bemühe, Entscheidungen zu treffen, die stets zu seinem eigenen Wohl oder dem der Gruppe sind. Darauf darf und soll er sich verlassen können!
Das bedeutet keinesfalls, dass ich alles unterlasse, was ihm nicht gefällt oder blind nach seiner Pfeife tanze! Es gibt Entscheidungen, die muss ich gegen seine kurzfristige Befindlichkeit umsetzen – aber stets zu seinem Besten! Dazu gehört etwa der Besuch beim Tierarzt, die Begutachtung von Ohren, Haut und Fell, die Fell-, Pfoten- und Krallenpflege (sie hasst das!), die Dusche nach dem Matschspaziergang oder auch der Fleece-Pullover im Winter für die Trainingspausen beim Agility! All dies geschieht zu seinem Wohl, um größeren Schaden von ihm oder der Familie abzuwenden. Das Foto zu Weihnachten hingegen hat mit dem Hund selbst nix zu tun und er hat davon keinerlei Nutzen. Es dient lediglich uns Menschen, unserem Vergnügen und zur Unterhaltung! Mehr nicht! Dafür will ich meinen Hund nicht mehr piesacken mit Handlungen, die ihm widerstreben. Das ist zumindest mein heutiges Verständnis von verantwortungsvoller Führung.
Zu Weihnachten 2019 gibt es deshalb ein Foto von Stoffhund Timmy im Weihnachtsoutfit ? Den stört das nicht und der Mantel passt ihm ausgezeichnet! Eine schöne Weihnachtszeit wünschen Euch Christiane und Paula ?
Sehr schön, deine Gedanken und deine Entwicklung!