Unser langer Weg zum Therapiebegleithund – Halbzeit

Lang, lang, lang hat’s gedauert! Bereits im Herbst 2018 hatten wir uns entschieden, in Ergänzung zu unseren bisherigen ehrenamtlichen tiergestützten Einsätzen eine umfassende Ausbildung zum geprüften Therapiebegleithund-Team zu absolvieren. Im November 2018 waren Paula und ich zum Eignungsgespräch bei Stefanie Lang von Langen in Gaißach (bei Bad Tölz), die seit 10 Jahren das Wunjo-Projekt betreibt. Wie groß war unsere Freude, als sie Paula die Eignung attestierte! Allerdings gab es einen Wermutstropfen: Der Ausbildungsjahrgang 2019 war bereits ausgebucht und wir mussten auf die Warteliste ….. Da niemand absprang, dauerte es bis Februar 2020, bevor wir starten konnten! Und dann kam auch noch die coronabedingte Pause von 5 Monate dazu ? Somit sind wir jetzt – Ende Juli 2020 – erst bei der Halbzeit angelangt.

Die Ausbildung erfolgt in vier Blöcken á 4 Tagen – in Theorie und Praxis. Ende Juli 2020 konnten wir den zweiten Block absolvieren! Gemeinsam mit 12 anderen Teams tagten wir im herrlichen Festsaal des überaus hundefreundlichen Kramerwirt in Arzbach (mit hervorragendem Essen) und freuten uns auf die erfahrenen Dozentinnen aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen.

Warum muss dafür man überhaupt eine Ausbildung machen? Was lernt man da eigentlich? Es gibt doch so viele ehrenamtliche Besuchshunde. Was unterscheidet diese von einem Therapiebegleithund? In welchen Einsatzbereichen kann man mit dieser Ausbildung tätig sein?

Auch ein Therapiebegleithund-Team kann natürlich als Besuchs- oder Lesehund tätig sein. Darüber hinaus qualifiziert die Ausbildung jedoch für die engere Kooperation in medizinisch-therapeutisch-pädagogischen Zusammenhängen. Die sechsbeinigen Teams arbeiten direkt mit Ärzt*innen, Psycholog*innen, Heilpraktiker*innen, (Sozial-) Pädagog*innen, Ergotherapeut*innen, Physiotherapeut*innen, Pflegekräften, Angehörigen und anderen Fachrichtungen zusammen und unterstützen deren Therapieziele. Somit sind tiergestützte Interventionen eines Therapiebegleithundeteams stets qualifiziert vorbereitet und einem bestimmten Therapieziel unterstellt. Einsatzbereiche sind beispielsweise Schulen, KiTas, Kliniken, Reha-Einrichtungen, Seniorenheime, Praxen, häusliche Pflege, Pflegedienste, Hospize, u.v.m. Daraus ergibt sich ein gewisser professioneller Anspruch an die Zusammenarbeit, der hinreichend geschult werden muss. Im Anschluss an diese Ausbildung muss die Tätigkeit zudem vom zuständigen Veterinäramt genehmigt werden (Tierschutzgesetz §11, Abs. 8), bevor wir in den Einsatz gehen. Nur so kann die Einhaltung der erforderlichen Hygienebestimmungen, des Tierschutzes/Tierwohls und der medizinisch-pädagogisch-therapeutischen Standards gewährleistet werden.

Unsere Therapiebegleithunde-Ausbildung umfasst folgende Themenfelder.

Grundlagen der Tiergestützten Intervention

  • Grundlagen Tiergestützter Arbeit
  • Hygiene und Recht
  • Einsatzplanung und Vorbereitung
  • Einsatzbereiche und Zielgruppen
  • Möglichkeiten und Grenzen tiergestützer Intervention

Zielgruppen und Klienten

  • Die Arbeit mit Senioren und Demenzpatienten
    (Grundlagen, Symptome, Besonderheiten, Förderbereiche)
  • Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen
  • Psychisch kranke und psychiatrische Klienten
  • Einsatzbereich Schädel-Hirn-Rehabilitation

Kynologie

  • Lerntheorie und Kognition
  • Kommunikation und Ausdrucksverhalten von Hunden
  • Stress und Stresssignale des Hundes
  • Unterordnung und Gehorsamsübungen (mit praktischer Prüfung)
  • Kommunikation zwischen Mensch und Hund

Psychologisch-medizinisches Grundwissen

  • Helferethik
  • Grenzen von Hund und Mensch
  • Angst und Phobie / Aggression / Trauma und Trauer / Depressionen
  • Empathie und Kommunikation
  • Psychohygiene und Supervision
  • Krankheits- und Störungsbilder im Kindes- und Jugendalter,
    bei Erwachsenen und Senioren

Praktische Fertigkeiten

  • Einsatzideen, Spiele, Übungen
  • Materialien, Literatur und Bastelideen
  • Einsatz- und Verlaufs-Dokumention
  • Marketing und Eigendarstellung
  • Wahrnehmungsübungen
  • Grundlagen des Clicker-Trainings
  • Gewöhnung des Hundes an Rollstuhl, Rollator und Krücken
  • Erste Hilfe für Mensch und Hund

Am Ende der Ausbildung steht eine theoretische Prüfung sowie eine (stark abgespeckte) Begleithunde-Prüfung an, in der der Gehorsam und die Bindung zwischen Hund und Hundeführer unter Beweis gestellt werden muss. Diese findet unter dem Vorsitz eines externen Prüfers statt. Zumindest bei letzterem Teil mache ich mir überhaupt keine Sorgen, denn Paula ist die Oberstreberin – was sicherlich auch darin begründet liegt, dass die meisten vierbeinigen Kolleg*innen derzeit noch pubertätsbedingt vermindert ansprechbar sind 😉

Ihr seht, das ist ein ganz schön umfangreiches Programm. Dazu kommen noch diverse Praxiseinsätze in Kinder- und Senioreneinrichtungen sowie Kliniken – sofern dies derzeit coronabedingt möglich ist. Wir sind schon sehr gespannt auf unseren ersten Einsatz im Rahmen des Tölzer Kindersommers Anfang September!!!

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